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Kirche? Vor fünfhundert Jahren war dies alles schon da. Nur die
Stadt wirkte verlassen; eine unbekannte Krankheit hatte sich
über ganz Europa ausgebreitet, und niemand wußte, weshalb so
viele Menschen starben. Sie nannten die Krankheit den
Schwarze Tod - eine Strafe, die Gott wegen der Sünden der
Menschen auf die Welt geschickt hatte.
Da beschloß eine Gruppe Menschen, sich für die Menschheit
zu opfern: Sie brachten dar, was sie am meisten fürchteten: den
körperlichen Schmerz. Tag und Nacht gingen sie über diese
Brücken, durch diese Straßen, geißelten ihre Körper mit
Peitschen oder Ketten. Sie litten im Namen Gottes und lobten
Gott mit ihren Schmerzen. Bald schon entdeckten sie, daß sie
dabei glücklicher waren, als wenn sie Brot backten, auf dem
Feld arbeiteten, ihr Vieh fütterten. Der Schmerz war kein Leiden
mehr, sondern die Lust daran, die Menschheit von ihren Sünden
zu erlösen. Der Schmerz verwandelte sich in Freude, in
Lebensgefühl, in Lust.«
Seine Augen hatten denselben kalten Glanz wie kurz zuvor.
Terence griff nach dem Geld, das sie auf den Schreibtisch gelegt
hatte, nahm hundertfünfzig Franken davon und steckte sie in
ihre Handtasche.
»Mach dir wegen deines Chefs keine Sorgen. Hier ist seine
Kommission, und ich verspreche dir, ihm nichts zu sagen. Du
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kannst gehen.«
Sie nahm das ganze Geld.
»Nein!«
Es war der Wein, der Araber im Restaurant, die Frau mit dem
traurigen Lächeln; es war die Vorstellung, nie wieder an jenen
verdammten Ort zurückzukehren; es war die Angst vor der
Liebe, die in der Gestalt eines Mannes in ihr Leben getreten
war; es waren die Briefe an ihre Mutter, die von einem schönen
Leben voller Arbeitsmöglichkeiten erzählten; es war der Junge,
der sie in ihrer Kindheit um einen Bleistift gebeten hatte; es
waren ihre Kämpfe mit sich selbst; es war Schuld, Neugier,
Geld; es war ihre Suche nach den eigenen Grenzen, nach den
verpaßten Chancen und Gelegenheiten. Eine andere Maria trat
an ihre Stelle: Sie machte keine Geschenke, sondern gab sich als
Opfer hin.
»Ich habe keine Angst mehr. Machen wir weiter. Wenn nötig,
bestrafen Sie mich, weil ich aufsässig war. Ich habe gelogen,
verraten und jene mißachtet, die mich beschützt und geliebt
haben.«
Sie war in das Spiel eingestiegen. Sie sagte das Richtige.
»Knie nieder!« sagte Terence mit seiner leisen, bedrohlichen
Stimme.
Maria gehorchte. Sie war noch nie so behandelt worden, und
sie wußte nicht, ob es gut oder schlecht war, nur, daß sie
weitermachen wollte, es verdient hatte, erniedrigt zu werden für
all das, was sie in ihrem Leben getan hatte. Sie ging in einer
Person auf, einer neuen Person, einer Frau, die sie überhaupt
nicht kannte.
»Du wirst bestraft werden. Weil du nutzlos bist, die Regeln
nicht kennst, nichts über Sex weißt, über das Leben, über die
Liebe.«
Während er sprach, wurde Terence zu zwei verschiedenen
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Männern. Demjenigen, der ruhig die Regeln erklärte, und
demjenigen, der sie dazu brachte, sich als der elendste Mensch
der Welt zu fühlen.
»Weißt du, warum ich deine Unsicherheit akzeptiere? Weil es
keine größere Lust gibt, als jemanden in eine fremde Welt
einzuführen. Diesem Menschen die Jungfräulichkeit zu nehmen
- nicht seinem Körper, sondern seiner Seele, begreifst du?« Sie
verstand.
»Heute darfst du Fragen stellen. Aber das nächste Mal beginnt
das Stück, sobald sich der Vorhang öffnet, und du kannst nicht
wieder aufhören. Wenn du aufhörst, dann liegt es daran, daß
unsere Seelen nicht zusammenpassen. Vergiß nicht: Es ist ein
Rollenspiel. Du mußt die Person sein, die zu sein du dich nie
getraut hast. Nach und nach wirst du merken, daß du diese
Person tatsächlich bist, doch einstweilen tu einfach so als ob,
denk dir etwas aus.«
»Und wenn ich den Schmerz nicht ertrage?«
»Es gibt keinen Schmerz, es gibt etwas, das zu Genuß, zu
Mysterium wird. Es gehört zum Rollenspiel, zu bitten : behandle
mich nicht so, du tust mir sehr weh!9 oder: : Hör auf, ich ertrage
es nicht mehr!9 . Deshalb sei vorsichtig, senk den Kopf und sieh
mich nicht an!«
Maria, die kniete, senkte den Kopf und starrte zu Boden.
»Um zu vermeiden, daß einer von uns körperlich zu Schaden
kommt, gibt es zwei Codes. Wenn einer von uns : gelb9 sagt,
heißt das, daß die Gewalt etwas zurückgenommen werden muß.
Sagt einer : rot9 , muß sofort aufgehört werden.«
»Sie haben gesagt : einer von uns9 ?«
»Die Rollen werden getauscht. Den einen gibt es nicht ohne
den anderen, und keiner kann den anderen erniedrigen, ohne
seinerseits erniedrigt zu werden.«
Das waren schreckliche Worte, die aus einer Welt stammten,
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die sie nicht kannte, einer Welt voller Schatten, Schlamm,
Verderbnis. Dennoch wollte sie weitermachen ihr Körper
zitterte vor Angst und Erregung.
Terence' Hand berührte sie mit unerwarteter Zärtlichkeit am
Kopf.
»Schluß!«
Er bat sie aufzustehen. Ohne besondere Zärtlichkeit, aber
auch ohne die aggressive Kälte, die er soeben gezeigt hatte.
Noch immer zitternd zog sich Maria die Jacke wieder an.
Terence sah Maria an.
»Rauch eine Zigarette, bevor du gehst!«
»Es ist nichts passiert.«
»Das war auch nicht notwendig. Es wird in deiner Seele
beginnen, und wenn wir uns das nächste Mal treffen, bist du
bereit.«
»War diese Nacht tausend Franken wert?«
Er gab keine Antwort. Zündete sich ebenfalls eine Zigarette
an. Sie tranken den Wein aus, hörten die schöne Musik zu Ende,
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